MADONNA ist DICK! Und nun…?

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Madonna ist eines meiner Idole, das gebe ich zu. Ich bin ein Kind ihrer Karriere, ein Kind dieser Pop-Lady. Es machte mich traurig als es still um Sie wurde. Und es machte mich sehr betroffen als ich erfuhr, dass Sie sehr krank wurde. Durch Ihre Erkrankung nahm Sie sehr zu und war kaum wieder zu erkennen. Hier in dieser Rede von 2016 spricht Madonna über Ihre Erfahrungen als Frau und Vorbild für so viele von uns. 

„Manchmal schaue ich auf mich zurück und erinnere mich an Dinge, die ich früher gesagt habe, oder an meine Frisur, und ich zucke zusammen.“ 
Madonna

Ihre Worte machten mich nachdenklich. 

Nachdenklich über unsere Rollen, die wir Tag für Tag spielen. Früher waren diese Rollen überlebensnotwendig für uns Frauen. Heute sind diese Rollen, in den meisten Ländern dieser Welt, immer noch eine Legitimation zu sein. 

In der westlichen, der so genannten zivilisierten Gesellschaft gilt eine Frau, die als Künstlerin Ihre Freizügigkeit lebt als Vorreiterin. Die Polarisation tut der Karriere gut. Doch leider ist es im Alltag immer noch so wie vor 100 Jahren. Auch bei uns in der Zivilisation. Frauen werden auf Ihr Äußeres reduziert… von anderen Frauen und den Männern. Und das führt dazu, dass wir uns selbst als Individuum aus dem Fokus verlieren.

„Wenn ich Hunger habe, esse ich. Wenn ich Durst habe, trinke ich. Wenn ich Lust habe, etwas zu sagen, sage ich es.“  Madonna

Ich habe sehr viel über die Worte von Madonna nachdenken müssen. 

Ich weiß nicht, ob es so wichtig ist herausstechend, demnach prominent, zu sein, um sich selbst zu definieren. Ich weiß nicht, ob es wichtig ist schrill zu sein, um sich als einzigartig anzusehen.

Ich kann in dieser Hinsicht nur über meine Erfahrungen berichten. Ich war schon immer –> herausstechend, ohne dass ich es darauf anlegte. 

Zu groß, 184 cm, 

zu dick, 120 kg, 

zu vorlaut, als Migrantin, 

zu diskussionsbereit,

als junge Frau. 

Es gab nur einen Ort an dem ich mich wohl fühlte–> Berlin. Hier glotzte mich, zum ersten Mal in meine Leben, niemand an! Ich war 26 Jahre jung als ich nach Berlin kam, um an der Charité Medizin zu studieren. In Berlin erlebte ich erstmalig, dass ich so sein konnte wie ich nun einmal bin, anders und…es fiel niemanden negativ auf! 

Doch als junge, attraktive Frau verstieß ich dennoch immer und immer wieder gegen die Konventionen. Und tue es weiterhin. 

Meine Karriere als Freiberuflerin war mir nur dadurch gegönnt, dass ich einen Ehemann hatte, der für ein geregeltes Einkommen sorgte. Ich arbeitete als Dozentin im Gesundheitswesen. Mein Ex-Ehemann hat mir den Rücken frei gehalten. Er war einer der Männer, die kein Problem damit haben eine Frau mit eigenen Ideen zu haben. Es war nicht einfach. Als Freiberuflerin und Mutter ist es für mich fundamental gewesen einen solchen Background zu haben. Ohne dieses Fundament wäre es mir nicht möglich gewesen mich finanziell über Wasser zu halten. 

Es heißt, laut aktueller Statistik, dass Frauen immer noch 6 % weniger Stundenlohn verdienen, trotz besserer Bildung und Leistung als Männer. Das ist der Durchschnitt. Meine Erfahrung war bisher die, dass ich für meine 25 Euro/Stunde kämpfen musste. Angebote hagelte es im Rahmen von 9-16 Euro/Stunde, während diejenigen, die einen akademischen Titel inne hatten, 36 Euro pro Stunde Unterricht abrechnen konnten. Dabei war meine Leistung genauso gut wie die, denen das Glück einer akademischen Hochschulbildung vergönnt war. Mir blieb das Medizinstudium an der Charité verwehrt, weil ich eine Frau war, die zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt schwanger geworden ist. 

„Irgendwann fallen wir alle zu Boden. Wie Sie sich aufrappeln, das ist die eigentliche Herausforderung. Nicht wahr?“
Madonna

In meiner Karriere war das, was der zweite Grundpfeiler war, mein Aussehen. Ohne das, wäre ich nicht einmal halb so erfolgreich gewesen, wenn es um neue Aufträge ging. Und jeder, der selbstständig ist weiß, dass Marketing und Aquise 80% der Arbeit ist. Ohne Kundschaft kann man nicht einmal das beste Produkt der Welt verkaufen. Ich war mein eigenes Produkt. So wie es auch Madonna ist und schon immer gewesen war. 

Ich bin mir dieser Qualität, dem Aussehen, seeeeeehr bewusst. Wenn man wie ich von Kind an, unter dem Stigma der Übergewichtigkeit litt, weiß man es sehr zu schätzen, dass man den reißenden Strom überquert hat. Damit meine ich den tiefen und kalten Fluss, der zwischen den  Welten existiert. Der Welt der Schlanken und der, die es nicht schaffen so auszusehen, wie es die Gesellschaft verlangt. Zwischen der Welt der Menschen, die gesellschaftlich als hässlich, da dick, abgestempelt werden und der „Insel der Seeligen“, der schlanken Vertreter unserer Gattung dieser Erde. Und nachdem ich abgenommen habe, habe ich das Leben der Schlanken gekostet. Es ist süß und es ist viel leichter als Schlanke durch das Leben zu gehen und zwar nicht nur im übertragenem Sinne. 

Als eine Übergewichtige hätte ich meinen Beruf als Dozentin niemals ausüben können. Erstens weil ich mir nie zugetraut hätte vor einer Klasse zu dozieren. Zu sehr hätte ich mich meines Aussehens wegen geschämt. Und weil ich weiß, dass ich von meinen Teilnehmer:innen sicher mit spitzen Bemerkungen traktiert worden wäre, was ich nicht ausgehalten hätte. Ich gebe zu, ich wäre nie so stark gewesen, wie es Madonna ist.

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„Wenn deine Freude von dem herrührt, was die Gesellschaft über dich denkt, wirst du immer enttäuscht sein.“ 
Madonna

Natürlich war mein Aussehen ein Ticket in viele Träger. Wieder eine Art der Diskriminierung? Ich denke schon. Wie viele Pop-Sternchen landen ihren ersten Hit in einem pummeligen Zustand und werden dann vom Management auf dünn getrimmt. Das Publikum mag keine Pummelchen auf der Bühne sehen. Ich erwähne nur die bombastische Stimme von Christina Aguillera, derer Karriere stockt, seitdem Sie nicht mehr dem Size-Zero-Traum entspricht. 

Ich stimme Madonna zu, dass wir in einer Welt leben, in der eine Frau immer noch nicht auf Augenhöhe mit den Männern steht. Hinzu kommt, dass eine alternde und dicke Frau deswegen von den Sozial Media beleidigt und abgelehnt wird. Aber!

Auch das wird sich wandeln…eines Tages. Vielleicht nicht innerhalb meiner Generation aber vielleicht werden meine Enkelinnen oder Ur-Enkelinnen kein Problem mehr damit haben. So wie wir es uns nicht mehr vorstellen können, dass eine deutsche Frau vor 1979 noch eine schriftliche Genehmigung ihres Gatten vorlegen musste, um arbeiten zu dürfen. Das ist nur 45 Jahre her. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, wie ein leckeres Stück Lindt-Schokolade. Wohl bekomm´s!

„Ich fühle mich heute genauso hungrig wie an dem Tag, als ich von zu Hause fortging.“  Madonna

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