Der Irrsinn der Diätlogik!

*(Bild/Video-Das ist ein Link zu YouTube, wo die Datenschutzeinstellung dieses US-Konzerns gelten.)

Wenn man die Kontrolle über die Nahrungsmittel hat, hat man die Kontrolle über das Volk.
Hat man die Kontrolle über das Erdöl, so hat man die Kontrolle über die Nationen.
Wenn man die Kontrolle über das Geld hat, kontrolliert man die Welt.

(Henry Kissinger; *1923, deutsch-US-amerikanischer Politikwissenschaftler ehem. Politiker der rep. Partei)

Ist es nicht erschütternd zu lesen, wie ein junge Frau (39 Jahre) aus meinem Online-Seminar 2007 folgendes erkannt hat? Zitat: Ich habe 20 Jahre meines Lebens damit verbracht mich von 90 kg auf 167 kg hoch zu hungern. Viele Diäten und Methoden liegen hinter mir und sie haben viele Kilos auf die Rippen gebracht. Ich hab mit meiner ersten Diät bei 5 Kilo Übergewicht angefangen und bin nach 20 Jahren bei 83 kg Übergewicht raus gekommen.“

Es heißt, dass es nur ca. 10-20% schaffen nach einer Diät 5 Jahre lang schlank zu bleiben. Ich gehöre zu diesen ganz wenigen Menschen, die noch länger schlank bleiben. Bei mir sind es inzwischen 2 Jahrzehnte und das ohne Diät und Sport. Der Grund warum ich morgens aus dem Bett aufstehe ist, diese Anzahl derer, die EIN FÜR ALLE MAL abnehmen, zu steigern. Dafür lebe ich! 

2021 wurde in Deutschland wieder eine Umfrage durchgeführt, ob die Befragten froh wären, etwas abnehmen zu können. 8,18 Millionen stimmten zu. „Etwas abnehmen“ klingt so harmlos und doch bleibt es nahezu für 90% von uns ein ewiger Wunschtraum. Möchtest Du nicht mehr zu den Menschen dazu gehören, die immer wieder mit ihrem Übergewicht kämpfen? Dann bist Du hier genau richtig.

Die Mastgedanken, die durch Diäten erzeugt worden sind, machen in den meisten Fällen dick. Ich war wütend als ich „Das Geheimnis der Schlanken“ entdeckte und begriff, was das für mich bedeutete. Ich war wütend zu aller erst auf die anderen, die mir als 17jährige versprachen, dass ich durch das Hungern und später auch unangemessenen Energieverbrauch durch anstrengende Tätigkeiten, mein Problem beseitigen werde.

Nachdem ich seit meiner Kindheit an Übergewicht litt, sogar mit 17 Jahren begann zu rauchen, weil ich glaubte dadurch abzunehmen und als ich dann durch strikte Essverbote abmagerte was zu Binge-Eating führte, glaubte ich daran, daß es an mir lag und nicht am System Diät. Niemand riet mir regelmäßig zu essen und niemand fragte mich, ob ich unter ständigem Heißhunger litt, der zu Fressattacken führte, da ich mich ständig kontrollierte. Ich erzählte niemanden von meinen Störungen. Ich glaubte, die Auswirkungen mit schwarzen Klamotten erfolgreich kaschieren zu können. Kurzum niemand sprach mich auf mein augenscheinliches Essproblem an.

Der Mensch ist kein Produkt der Umstände;
die Umstände sind ein Produkt des Menschen.
(Benjamin Disraeli; 1804-1881, britischer Premierminister und Romanautor)

100 Kilo und es kamen noch 22 dazu

Diäten sind ein Hit geworden, weil sie wunderbar funktionieren! Die Frage ist nur wobei sie funktionieren und wobei nicht. Diese Frage stellt sich jedoch niemand, denn die meisten (mich früher eingeschlossen) schauen gerne dorthin, wo die vorgefertigten Antworten stehen, anstatt sich einmal selbst die Mühe zu machen und das Produkt auf den Inhalt zu untersuchen. Am eigenem Leib.

Abnehmen, abspecken, schlank werden, schmal, schmächtig, zierlich, zart, dünn, sportlich, durchtrainiert sein. Wunschgewicht, Traumgewicht, Idealgewicht oder Wohlfühlgewicht erreichen, sowie viele andere Begriffe prägen zunehmend das Denken der heutigen Gesellschaft. Es ist erstaunlich, aber es gibt seit Jahren kein Fest mehr, auf dem ich nicht mit Menschen ins Gespräch komme, die mit ihrer Figur unzufrieden sind. Eigentlich wird die Suche nach schlanken Menschen, die noch nie eine Diät gemacht haben, zunehmend schwieriger. Vor allem junge Menschen sind da eine wahre Rarität geworden. Sicher, es gibt genug Schlanke unter uns, aber die Zahl derjenigen, die von dem „Diätvirus” unberührt geblieben sind, schwindet täglich.

Und wir haben viele Beispiele, daß ein solches Vorgehen die Norm ist! Wer sind unsere Vorbilder, wenn es um Diäten geht? Je mehr Paparazzi in die Privatsphäre der Reichen und Schönen eindringen, desto öfter erreichen uns Bilder, die so ganz und gar nichts mehr mit den Personen vom „Roten Teppich” gemein haben. Aufgequollene Gesichter, struppiges Haar, Bauchansatz und Cellulite. So sehen diese „Übermenschen“ ohne Kleister und Tapete im Alltag aus.

In einem Interview mit dem „Spiegel” 06/6.2006 wurde Heidi Klum vom Redakteur Matthias Matussek Folgendes gefragt:
„Was ist das für ein Gefühl zu wissen, dass 90% der Männer aus den 150 Ländern, die sie in der TV-WM-Gala gesehen haben, auf der Stelle gern mit Ihnen geschlafen hätten?“ Heidi antwortete nüchtern:

„Lassen wir sie weiter träumen, die kennen mich ja alle nicht.
Wir wollen ihnen ja nicht die Wahrheit erzählen,
wie ich zu Hause aussehe,
wenn ich mir die Kosmetik vom Gesicht gespachtelt habe.”

Wie man immer wieder bei den Preisverleihungen und Showgalas erkennen kann, erreichen die Promis ihre Bestform stets rechtzeitig. Und all das angeblich durch irgendeine neue Diät. Wer würde dann noch bestreiten, dass Diäten nicht wirken? Wer wird da noch zweifeln, dass Entsagung, exzessiver Sport, Hungern und willensstarke Disziplin, keinen Erfolg bringen? „Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit.“, schrieb bereits der dänische Philosoph Søren Kierkegaard (1756-1838) sehr treffend.* So wird das Abnehmen immer mehr zu einem anerkannten Geisteszustand. Was soviel heißt wie: Die Körperform wird für die Menschen immer mehr zu einem Problem. Das führt dazu, daß sich immer mehr Schlankheitswahn-Opfer ständig mit dem schlechten Gewissen quälen.

Und welche Konsequenz birgt dieses Medienspektakel über die scheinbare Schönheit der begehrten Schlankheit? Plötzlich wird ein leckerer Eisbecher zu einer unausstehlichen Sünde, wobei der angebliche innere Schweinehund siegt und die krächzende Stimme des schlechten Gewissens einem Ekel erregend ins Ohr spuckt: „Du wolltest doch abnehmen, Du Versager.” 
Was wird demjenigen angeboten, der ernsthaft abnehmen möchte? Eine Diät! Es gibt ja reichlich Auswahl! An jeder Ecke locken sie aus Büchern und Zeitschriften mit unnatürlichen Versprechungen! Und der tagtägliche Wahn, um die schlanke Linie, beginnt seinen Lauf zu nehmen.
Doch wie kommt man wirklich von seinem Esszwang los?

Millionen Menschen könnten besser leben,
wenn es ihnen nicht so gut schmecken würde.

Für sie ist Übergewicht zu einem großen Gesundheitsrisiko geworden. Schnelle Diätrezepte oder gar Hungerkuren machen die Angelegenheit noch konfuser, denn sie erreichen nicht die Wurzeln des ungezügelten Appetits. Essen soll den leiblichen Hunger stillen und nicht den seelischen Hunger befriedigen! Die angelernten Widerstände zu überwinden ist wirklich einfach, sobald man durchschaut, was Diäten im Grunde bewirken. Die subtilen Auswirkungen, die während der Diät ausgebrütet werden, kommen stets nach deren Ende mit voller Wucht zur Geltung. Dann erfasst man von Mal zu Mal mehr, dass man sich ein immer größeres Monster anerzogen hat, gegen das es immer schwieriger wird anzukämpfen. 

 

Sitzen zwei Damen im Wartezimmer eines Institutes zur Diätberatung.
Da geht die Tür auf und die Sprechstundenhilfe kommt mit einem Skelett heraus.
Sagt die eine der Wartenden zur anderen:
„Komm, wir gehen, die sind zu gut hier”.

Eine Teilnehmerin (46) schrieb:
„Beim Essen bin ich immer noch nicht entspannt, auch wenn ich dachte es sei nicht so schlimm. Die Verbote alter Diätzeiten arbeiten immer noch – nur mehr im Hintergrund.
Das heißt, ich habe sie nur verdrängt, aber die neuen „Regeln” haben sie noch nicht ersetzt. Los ging es mit einem Blick in meinen Kühlschrank.

Sind da wirklich Sachen drin, die mir schmecken? Gewohnheitsmäßig habe ich scheinbar immer noch zu Lebensmitteln gegriffen, die „diättauglich” wären. Light-Produkte sind zwar nicht dabei, aber trotzdem herrscht Langeweile im Kühlschrank. Nichts was ich wirklich richtig lecker finde, denn alles was lecker ist, war ja verboten. Routinemäßig habe ich also beim Einkaufen um diese Sachen scheinbar einen Bogen gemacht, um keine Verführer im Kühlschrank zu haben.

Eine Dose fertiges Bio-Gulasch stand auch noch rum. Gulasch, mit ein bisschen Sahne verfeinert, das hätte früher nicht lange bei mir rumgestanden. Und heute? Scheinbar ist ein unsichtbares Verbotsschild auf der Dose (bzw. in meinem Kopf) » FETT Gestern habe ich dann ganz bewusst diese Verbote verboten. Die kleine Dose Gulasch, mit 400 ml und etwas Sahne, hat sowohl gestern, als auch heute Abend gereicht und zwar für mich und meine Tochter. 

Heute Mittag reichte eine Schüssel Haferflocken mit Milch und Honig. „Oh, oh. Da kommt doch sicher nachmittags wieder der Süßhunger!”, dachte ich und habe mir vorgenommen, dann zum Bäcker zu fahren und so viel Kuchen zu kaufen, wie das Auge glaubt essen zu können.
Es wurde … ein Apfel. 

Jetzt sitze ich hier und versteh es einfach nicht …
Ich musste mir ja schon fast mit Gewalt nichts verbieten! Paradox, oder? 
Dieses Verbotsprogramm ist ein mieses, fieses Ding und ich bin entsetzt, wie gut sich das ins Unterbewusstsein verkrümeln kann, um da unbemerkt weiterzumachen wie bisher.
Klar habe ich versucht mir nichts zu verbieten und so einiges gegessen, was früher auf der No-No-Liste stand, nur ich hab es immer noch gegessen wie die berühmte Henkersmahlzeit vor einer Diät. 

Heute war das erste Mal diese Anspannung weg und Essen wirklich ein Genuss und keine Bedrohung. Diese Erfahrung haben ja schon viele im Onlineseminar-Forum beschrieben, aber ich hätte nicht gedacht, dass das so ein Erlebnis ist! 

Essen war jahrelang eine Last. Diäten können aus einer so schönen Sache wie Essen einen täglichen Terror machen. Essen zu müssen, weil man seinem Hunger nicht entfliehen kann und die ständige Erfahrung, dann mit Essen etwas zu tun, was einem noch mehr Kilos bringt. Mit der Beseitigung von Kalorientabellen und Co. hatte ich zwar den offenen Terror eliminiert, aber nicht den heimlichen. Der hat es sich irgendwo in meinem Routineprogramm gemütlich gemacht. Er steckt in meinen Gewohnheiten und schraubt da rum. Ein paar Beispiele dafür die ich heute entlarvt habe:

Ich kaufe selten frisches Brot oder Brötchen, weil die ja zu gut schmecken könnten und man viel zu viel davon isst (noch dazu haut man sich ja meist auch noch fettigen Käse drauf). Keine Ahnung, wann ich das letzte Mal wirklich frisches knuspriges Brot gegessen habe. Wenn ich Fleisch kaufe, vermeide ich es, mir die anderen Sachen im Geschäft (Wurst, Käse, Salate etc.) anzusehen, denn die konnte ich zwar früher essen, aber heute nicht mehr, denn sie machen nur dick. Also besser nicht hingucken, um das Leid zu minimieren. Käse nur abgepackt für den Notfall kaufen und das in wiederverschließbaren Packungen, so dass das, was da ist, für den unvermeidlichen Fressanfall reicht (falls der endet, bevor die Packung leer ist, kann man sie wieder zu machen).

Käsetheke meiden und die Obst und Gemüseecke ansteuern. Mache ich schon wie ferngesteuert. Und es gibt bestimmt noch viel mehr von diesen Tricks, die ich mir bei der Diäterei angewöhnt habe. Himmel, ist das wirklich so schlimm, wie ich im Moment vermute? Morgen geht die Suche weiter und ich glaube, ich werde mal in ein Geschäft gehen und mir eine Weile Fleischsalat angucken. Vielleicht habe ich schon eine Fleischsalat-Phobie, denn der ist ja der Super-Gau jeder Diät. Ich habe mich eigentlich immer gefragt, wer den kauft – die Dicken dürfen ihn nicht essen, um nicht noch dicker zu werden und die Schlanken werden ihn ja auch nicht essen, sonst wären sie ja nicht schlank.

Wird der für Fressanfälle bei Diäten hergestellt? Sehr spannend, was für einen Mist man mit Diäten lernt und was man sich dann damit zusammen denkt. Normal ist das nicht …”

Sei vorsichtig beim Lesen von Gesundheitsbüchern, der kleinste Druckfehler kann Dein Tod sein.
(Mark Twain, 1835-1910; US-amerikanischer Schriftsteller)*

Wenn Kalorien zählen zur Normalität wird und das Erkennen der eigenen Instinkte zu einer beängstigenden Handlung, was soll man dann noch erwarten?
Warum sollte eine Industrie, die funktioniert und an den Abnehmenden Geld verdient, kritisiert werden? 
Warum sollte man sich ein Eigentor schießen und Fragen aufbringen, die niemandem einfallen?

Solange die Masse Geld für solche Essregelungen ausgibt, ist es doch einfacher der Masse zu folgen, anstatt selbst nachzudenken. Schließlich hängen Arbeitsplätze daran und meine Nachbarin hat auch mit der „Diät” wunderbar abgespeckt. Zwar nicht lange, aber Sie hat!

Am Anfang können viele nicht glauben, dass das, was sie jahrelang angewendet haben, tatsächlich nicht funktioniert, denn sie haben die Wirkung der Diäten nicht so ganz bis zur letzten Wahrheit serviert bekommen. Es kommen Gegenargumente auf, denn eigentlich haben wir gelernt, dass die Diäten schlank machen sollen und wir selbst anscheinend diejenigen sind, die nicht richtig funktionieren, da wir ja immer dicker werden, je mehr Diäten wir machen. Ich selbst lag nächtelang wach und ging alle Möglichkeiten durch, warum die Diäten das Problem sind und nicht wir. Meine Vergangenheit wurde mir in dieser Zeit zu meiner engsten Beraterin.

Mit dem Denken verhält es sich wie mit der Bewegung auf der Erdkugel:
Wer immer geradeaus denkt, kommt zwangsläufig an seinen Ausgangspunkt zurück.“

(Wolfgang J. Reus; 1959-2007, Autor, Poet und Satiriker)

Der Hunger wird über unterschiedliche Körpermechanismen gesteuert. Inzwischen haben die Wissenschaftler das Hormon Ghrelin (Umgangssprachlich „Das Heißhungerhormon“) wissenschaftlich und fundiert untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass dieses Hormon durch Hungermaßnahmen in seiner Wirkung beeinträchtigt wird, was dazu führt, daß wir mehr Hunger verspüren als Menschen, die keine Hungersnot hinter sich haben. Hier ein interessanter Artikel: Übergewichtige verspüren nach Gewichtsverlust mehr Hunger“ Das was an dieser Stelle wichtig zu betonen ist, ist die Tatsache, daß dieses Hungerempfinden nichts mit der so genannten „Faulheit & Disziplinlosigkeit“ der Betroffenen zu tun hat. Es ist eine Hormonstörung! 

Viel hat man in der Vergangenheit über Menschen berichtet, die den gängigen Suchtmitteln verfallen sind: Nikotin, Alkohol, Drogen, Medikamente. Aber auch das Essen kann zur Sucht werden. Wenn man beginnt, das Essen als Mittelpunkt des Denkens zu integrieren (was durch Diäten sehr schnell passiert), artet es im schlimmsten Fall zur Suchtkrankheit aus – mit verheerenden Folgen, wie sozialer Abstieg und körperlicher Verfall.

Millionen Menschen sind davon abhängig ganz bestimmte Nahrungsmittel, die besser als Suchtmittel zu bezeichnen sind, zu konsumieren. So hängen Millionen Menschen von der Alltagsdroge Essen ab. Sie leben, mitten unter uns. Eine Gruppe von völlig unauffälligen Süchtigen.

Jeder Fressorgie folgt unweigerlich eine scheinbar unüberwindbare Verzweiflung, Wut und Hilflosigkeit. Im Glauben an die Einzigartigkeit dieses Handelns isoliert man sich. Und so schließt sich der Teufelskreislauf aus Essen und Hungern, dessen Wirkung eine immer größere körperliche und seelische Last ist. Bei einem Vergleich von Esssucht und Alkoholismus wurde herausgearbeitet, dass Essen und Hunger Suchtmittel sein können, die den Charakter harter Drogen haben. Sie weisen die Merkmale körperlicher Abhängigkeit auf.

„Ich habe eine Diät gemacht, dem fetten Essen und Alkohol abgeschworen.
In zwei Wochen verlor ich 14 Tage!”*

(Joe E. „Jerry” Lewis; 1902-1971, US-amerikanischer Schauspieler & Sänger)*

 

Man kann erkennen, dass ein Essverbot nur das Verlangen nach Essbarem steigert. So maximiert jedes Essverbot nur den Fresszwang. Der Fresszwang wird umso stärker, je länger man versucht diesen zu unterdrücken und führt unweigerlich zu einem unkontrollierbaren Fressanfall mit der Konsequenz, daß man sich bis zur Übelkeit vollstopft. Denn Essverbote werden immer zu einer Handlung führen, die Erleichterung verschafft. Und ein Leben unter Heißhungerattacken weist keine Qualität mehr auf, sondern stellt eine Dauerqual dar, was jeder der je darunter litt bestätigen kann. Diäten stören den Gehirnstoffwechsel und machen depressiv und ängstlich. 

Durch eine Abmagerungskur gerät das Gefühlszentrum im Gehirn in Panik, was unsere Urinstinkte (des immer noch im Genom vorhandenen Steinzeitmenschen) wieder mobilisiert. Das führt zu Tunnelblick und Stresshormonausschüttung und artet in einem unkontrollierbaren Fressanfall aus. Daher frage ich Dich: Muss es denn dazu kommen?
Die Antwort lautet: Nein!

Doch nicht alle Menschen, die Diäten machen, bilden auch Essstörungen aus.

Eine schlanke Frau (25), 168 cm, 62 kg, berichtet:

Ich habe mal eine Ernährungsumstellung gemacht: keine Süßigkeiten, Alkohol, Fett. Und einige Pfunde sind gepurzelt. Von Diäten halte ich nichts. Mein Gewicht nimmt bei der Menstruation um 1 bis 1,5 Kilo zu und wieder ab. Gesunde Ernährungsumstellung ist besser und andere Mittelchen sind quatsch! Gutes Fett und etwas Sport sind meine Schlankmittel

Ich esse in der Regel um 9.00 Uhr in der Früh, mittags um 13.00 Uhr und am Abend um 18.00 Uhr. Zum Frühstück gibt es am Esstisch in der Küche meist ein Käsebrötchen, zu Mittag ist es vielseitig und abends meist belegtes Brot. Dazu trinke ich Apfelsaftschorle und Selters (ca. 1,5 Liter am Tag). Ich esse nichts, worauf ich keinen Appetit verspüre und selten sind es Fertiggerichte. Außerdem achte ich schon bewusst auf die Mengen. Ich esse eher wenige große Mahlzeiten am Tag und stille meinen Hunger wegen Zeitmangel nicht immer sofort. Vom Teller wird nur das, was mir schmeckt gegessen und das, was mir am Besten schmeckt immer zuerst. Ich kann nichts Spezielles nennen, was meine Lieblingsspeise wäre. Hunger ist für mich eine Leere im Magen und Appetit auf bestimmte Sachen.

Es gibt schon leckere Sachen, auf die ich manchmal Appetit habe, aber wenn man satt ist, ist man halt satt. Heißhunger kenne ich auch. Er wechselt öfters, manchmal ist es süß, manchmal deftig. Ich nasche gerne, so was wie Schokolade oder Gummitierchen am Nachmittag. Auch mal abends (ca. 50 g) vor dem Fernseher. Insgesamt 2-3 Mal die Woche. Ich achte schon darauf, mich gesund zu ernähren. Ein Schaumbad ist mein Entstresser Nr. 1. Bewegung habe ich wenig, ich habe eher geistige Arbeit (Konzentration, Fertigkeiten) zu leisten. Das gleiche ich mit einem kleinen Spaziergang aus, aber ich habe Lieblingssportarten, wie Schwimmen und Radfahren, was ich aber auch nicht regelmäßig mache.

Bei Langweile mache ich meist den Haushalt oder schaue fern. Wenn es mir so richtig gut geht, gehe ich shoppen.”

Schlankheitsmittel sind ohne Frage wirkungslos, denn sie halten nicht, was ihre Werbung verspricht. Der größte Teil der per Werbebrief, Zeitschriftenannonce oder Internet angebotenen Produkte sind nach Angaben der „Verbraucherzentrale Hamburg – Schlankheitsmittel unter der Lupe“* ohne jegliche Wirkung. Im schlimmsten Fall können die Mittel sogar gesundheitsgefährdend sein.

 „Wenn Sie im Internet nach dem Thema Übergewicht suchen, finden Sie so viele diffuse und teilweise haarsträubend, falsche Informationen. Das liegt daran, dass Übergewicht von vielen Faktoren abhängt und jeder Mensch eine individuelle Strategie braucht, um dagegen anzukämpfen. Menschen, die es geschafft haben abzunehmen, stellen oft ihre Erfahrungsberichte ins Netz und sind dadurch auch sehr glaubhaft. Aber was für sie funktioniert hat, muss für andere noch lange nicht funktionieren. In der Forschung zum Thema Übergewicht sind wir heute da,
wo wir beim Bluthochdruck vor 20 Jahren waren: Es gibt nur sehr wenige Medikamente, die wir in der Therapie einsetzen können.”
, sagt Susanne Wiesner, Ernährungsmedizinerin im Helios Klinikum Berlin* im Interview mit stern.de.*

Eine Teilnehmerin (20) aus dem Online-Seminar 2007 schrieb:

Stell Dir allein das folgende Beispiel vor: Du hast enormen Appetit und Hunger auf einen Schokoriegel. Vielleicht findet Dein Körper die Mixtur aus Energie, Magnesium (Schokolade), Eiweiß und Zink (Erdnüsse) momentan ganz hilfreich.

Da Du jedoch als ernährungsbewusster Mensch weißt, dass Schokoriegel = böse ist und Du sowieso etwas abspecken solltest, nimmst Du Dir lieber einen Salat, denn Salat = gut. Was ist die Folge?

a) Du wirst weiterhin Appetit auf den Schokoriegel verspüren und…

b) Du wirst dem Körper zudem Überflüssiges zuführen.

Und was macht ein Körper mit Überflüssigem, besonders wenn er merkt, dass ihm sonst das wonach er verlangt verwehrt wird? Richtig! Er wird diese unnötige Nahrung einspeichern, aber sein Verlangen nach dem Verbotenen steigern! Wenn es für Dich noch nicht paradox genug klingt: Auch wenn Du durch den einfachen Genuss des Schokoriegels nicht zugenommen hättest, ist die Tatsache, dass Du ihn Dir entbehrst, ein Zeichen dafür, dass Du gedanklich ganz tief in der Diätindustrie steckst. Aber das wollen wir ja bei uns ändern.”

Diäten wurden zum Kassenschlager, weil sie wunderbar funktionieren! Schauen wir uns mal in Kürze an, wo durch Diäten und den Schlankheitswahn der Rubel so richtig zum Rollen gebracht wird. Welche wunderbaren Ernährungskonzepte, Ersatznahrungen, Sportgeräte, Fitnessübungen, Modeentwürfe und weitere Geldideen müssten wir bloß ohne die Erfindung der Diäten vermissen! Es wäre doch ein Jammer, findest Du nicht?

In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen ist schon wieder ein Irrsinn für sich.

Sogar an Tassen, T-Shirt’s, Ringbüchern und vielem mehr auf dem steht: „I’m Fat But You’re Ugly. I Can Diet.” übersetzt so viel heißt wie: „Ich bin fett, aber du bist hässlich. Ich kann eine Diät machen.“, verdienen das Geld, denn es kaufen diejenigen, die immer noch glauben, dass eine Diät die Lösung für ihr mangelndes Selbstbewusstsein ist, das im übrigen durch Diäten zerstört wurde.

Schau Dir nur an, wohin die Besessenheit von Gewichtsverlust wirklich führt. Es lässt Geld in die Taschen derjenigen fließen, die Illusionen verkaufen. Es ist genauso wie mit Krieg ! 

Der Film „War Dogs“*, der nach wahren Begebenheiten gedreht wurde, zeigt wie mit dem Leid der Menschen Geld verdient wird. 

Und wenn es ganz offiziell Regierungen machen, warum nicht auch Geschäftsleute, die mit Menschen Gewinne machen, die verzweifelt versuchen, ihr Gewicht unter Kontrolle zu bekommen?

Eine Teilnehmerin aus meinem Online-Seminar“ 2007 (45 Jahre) beschrieb es so:

Ich habe in meinen alten Tagebüchern geblättert und mir ist erst jetzt, im nachhinein, bewusst geworden, wie ätzend diese Diätmisserfolge waren (neben vielem privaten Frust). Damals habe ich das wohl gar nicht als so schlimm empfunden, aber jetzt war es zum Heulen. Diese Quälerei, für 1 oder 2 Kilo weniger, wochenlang Kalorien zu zählen und jeden zweiten Tag eine Stunde walken und nach zwei Monaten nur 1,5 Kilo weniger bei 1600 Kalorien. Nach drei Monaten habe ich meist aufgegeben.

Ein halbes Jahr später hatte ich 5 oder 6 Kilo mehr drauf, als vor der Diät und dann ging die Quälerei wieder los – mal mit 1400 Kalorien mal mit 1800 Kalorien. Bei 1800 Kalorien hatte ich dann nach sechs Wochen sogar ein halbes Kilo mehr als vor der Diät. Und so, oder so ähnlich, ging es jedes Jahr. Immer wieder motivieren, immer wieder versagen. Mit jedem Mal habe ich 5 Kilo Gewicht gewonnen und 5 Kilo Selbstbewusstsein eingebüßt.”

Eigentlich will niemand wirklich gesagt bekommen, was und wie er essen soll, wann und wie viel er sich bewegen soll, nicht wahr? Freiheit ist des Menschen höchstes Gut, deshalb werden Kriege geführt! Das zeigt doch am deutlichsten, wie sehr die Menschen ihre Freiheit lieben und wie ungern sie diese abgeben. Erst wenn man oft genug gescheitert ist, verliert man den Halt und glaubt nicht mehr an sich selbst. Menschen fühlen sich in einer Abhängigkeit niemals wohl! Die Frage, ob „Das System Diät” zur Gewichtsreduktion funktioniert, kommt selten auf. Auch wenn immer noch von allen Seiten behauptet wird, dass es doch so viele Menschen geschafft haben, mit Diäten abzuspecken. Niemand fragt danach, ob es dauerhafte Erfolge waren.

 

Das Übergewicht wird von vielen unterschätzt.
(Otto Baumgartner-Amstad; 1924 – 2022, schweizer Korrespondent und Volksbühnenautor)

Studien, die belegen, dass Diäten nicht funktionieren, sondern im Gegenteil immer dicker machen, sind keineswegs neu. Die Studie, die meine Überzeugung ein für alle Mal prägte, wurde bereits vor fast 4 Generation, vor über 70 Jahren, durchgeführt! Das medizinische Hunger-Experiment von dem ich hier berichte hieß „The Starvation Minnesota Experiment“ und wurde von Ancel Benjamin Keys an der University of Minnesota, Ende des zweiten Weltkrieges durchgeführt. Dr. Keys dokumentierte, im Auftrag der US-Regierung, seine Untersuchung auf 1000 Seiten. Daraus entstand das Buch inkl. vieler verstörender Fotos: „The Great Starvation Experiment: The Heroic Men Who Starved So That Millions Could Live”* von Todd Tucker.* „Das große Hungerexperiment: Wie mutige Männer hungerten, damit Millionen leben können.“ Leider ist das Buch nie ins Deutsche übersetzt worden.

Das so genannte „Hunger-Camp“ startete im November 1944 und endete im Oktober 1945 als die Kriegsgeneration noch nichts auf den Rippen hatte aber durchaus wusste, was Hungersnot bedeutet.

Ziel des Unterfangens war es herauszufinden welche Auswirkungen das Hungern auf den Körper und die Psyche des Menschen hat. 

 

Wer Hintergründe durchleuchten will – braucht mehr als nur Licht.“
(Klaus Ender (1939 – 2021), deutsch-österreichischer Schriftsteller und Künstler)

Mit den Erkenntnissen wollte man Systeme entwickeln, um den Menschen, die das Hungern überlebten, zu helfen.

Es wurde eine Werbekampagne mit Plakaten gestartet. Es meldeten sich 200 Freiwillige. Es waren junge Kriegsdienstverweigerer im durchschnittlichem Alter von 25 Jahren. Es wurden insgesamt 36 normalgewichtige, junge Männer ausgewählt, die allesamt gesund waren, sowohl körperlich als auch psychisch. Im Durchschnitt waren die Männer 1,78 m groß, wogen 76 kg und aßen 3,200 kcal am Tag, um ihre Kraft und Gewicht zu erhalten. Ihr Verhältnis zum Essen war neutral und instinktiv. Sie aßen, wenn sie körperlichen Hunger hatten und hörten auf, wenn sie satt waren. All diese Parameter wurden in den 3 Monaten vor dem Start des Experimentes in der Beobachtungs-, und Untersuchungsphase ermittelt. 

 

Die 36 ausgesuchten Männer unterwarfen sich, im Namen der Wissenschaft, einer extremen „Friss-die-Hälfte-Diät“. 

Das bedeutete, dass jeder von ihnen 24 Wochen lang nicht mehr als 1.570 kcal am Tag bekam, was ungefähr dem entsprach, was Zivilisten während des Krieges gegessen hatten. 

Auf diese Weise verloren die Freiwilligen etwa 25% ihres Ausgangsgewichts. Es war eine fettarme, auf Stärke basierende Ernährung in Form von Brot, Nudeln, Kartoffeln und Wurzelgemüse.

In der dritten Phase von 12 Wochen kehrten, die übrig gebliebenen 32 Männer, zum normalen Essen zurück.

Kommt es Dir nicht bekannt vor? Die 90er waren von dieser Art der Diäten geprägt. Mir schon! Ich war eine strenge Anhängerin der „Fit for Life“ Bewegung! Nur, daß ich nonstop hungrig war, denn Stärke hat meinen Körper nie vollständig satt machen können!
Jede Diät, die ich jemals gemacht habe schrieb maximal 1500 kcal vor. Und falls Du bis hierher durchgelesen hast, dann weißt Du, daß die o. g. 45jährige Teilnehmerin meines Online-Seminars“ geschildert hat, dass Sie wochenlang auf 1600 kcal lebte und trotzdem nicht abnahm. Wie konnte das passieren?

Im Herbst 2022 hörten wir doch auch im Radio, dass wir in Folge der Energie-Krise die Heizungen runter  stellen sollen.

Es heißt so oft, dass diejenigen, die abnehmen wollen mehr Sport machen sollen, um ihre Muskeln, während der Diät, zu erhalten. Und gleichzeitig wird denjenigen, die dick sind unterstellt, sie wären einfach nur faul. Die Männer im Experiment mussten sich bewegen. Das war so im Experiment vorgeschrieben. Und obwohl sie körperlich stark anstrengende Arbeit verrichteten, wie Holz hacken oder kilometerweit laufen auf einem Laufband, bauten sie ihre Muskeln restlos ab und wollten einfach nur noch in der Sonne liegen oder schlafen.

Bildlink Männer im Hungerexperiment, die sich in der Sonne wärmen.*

Die zuvor überaus gut trainierten Männer verloren rund 10% an Körperkraft, ihre Reflexe verlangsamten sich. (Hungern senkt die Verkehrstüchtigkeit!). Zusätzlich wurde der Herzmuskel um 20% kleiner !!! Das bedeutet, daß wir mit jeder Hungerkur unser Herz nach und nach auffressen! Das Herz sorgt wiederum für unsere Ausdauerfähigkeit! Diäten schaden dem Herzen! Und ist es nicht so, dass die höchste Todesrate die Herz-Kreislauf-Erkrankungen ausmachen?

Aber damit nicht genug!

Die Beziehung zum Essen hat sich bei den Männern extrem gewandelt. Sie konnten nicht mehr sagen, wann sie wirklich körperlichen Hunger verspürten und wann die Sättigung eintraf. Und was noch erschreckender war, dass es für Monate und einige Jahre hinweg so blieb.

Die Männer, für die das Essen nur eine Nebensächlichkeit war beschäftigten sich jetzt gedanklich ununterbrochen damit was, wann, wie viel und wie sie essen werden. Und wenn sie endlich die ersehnte Ration bekamen, dann verlängerten sie die Mahlzeiten künstlich. Leider blieb auch nach der Experimentierphase diese neue gedankliche Eigenart, sich ständig mit dem Essen zu beschäftigen, bestehen. Zwei der Probanden wurden später sogar Berufsköche! 

Kommt es Dir irgendwie bekannt vor? Fast 70 Jahre später erleiden die Menschen die gleichen Symptome des Hungerns, wie die Männer im Menschenversuch.

So steht im 1000seitigem Bericht von Dr. Ancel Benjamin Keys: „Der Heißhunger war allgegenwärtig.“ Einer der Männer erlitt einen Fressanfall, was er bis dahin nicht von sich kannte. Er kam an Kekse, Popcorn und Bananen ran und aß alles aufeinmal, obwohl er es nicht wollte, da er dem Experiment treu bleiben wollte. Erst nachdem er alles hinunter geschlungen hat, gab er an „sich wieder beherrschen zu können“. Nach dem Fressanfall erlitt er einen so starkem Anfall schlechten Gewissens und so gravierende Scham-, und Schuldgefühle, dass er sich erbrach. Schon Mal davon gehört? Nennt man heute im Fachjargon:
Ess-Brech-Sucht oder Bulimia nervosa.

Die Männer wurden dazu angehalten, während des gesamten Experimentes, ein Tagebuch zu führen. Es dauert noch Monate bis die Männer ein halbwegs normales Essverhalten an den Tag legen konnten.

Die Show mit dem diskriminierenden und provozierenden Titel „The biggest Looser“ zu Deutsch: „Der größte Verlierer“ ist fast jeden zu Ohren gekommen. Der Spiegel.de berichtete über einen der Teilnehmer Folgendes: „Danny Cahill, heute 46 Jahre alt, wog vor der Show rund 195 Kilo. Er speckte auf 86 Kilo ab, inzwischen wiegt er wieder rund 134 kg. Als er abnahm, trieb er im Prinzip den gesamten Tag Sport – mit kurzen Pausen und karger Kost.“ So schreibt der spiegel.de im Bericht: „Jo-Jo-Effekt XXL“* weiter: „Er berichtet auch von seinem starken Verlangen nach Essen. Er öffne eine Tüte Chips mit dem Vorsatz, nur ein paar zu essen. „Ich esse fünf Stück. Dann habe ich einen Blackout, esse die ganze Tüte und frage mich, was ich da getan habe.“, berichtet der Diät geplagte Danny.

Jetzt startet die Fett-Shredder-Show erneut ab Februar 2023. Diesmal hat man den Titel nicht mehr so verachtungsvoll genannt, sondern eher verheißungsvoll gestaltet: „Das Leben leicht gemacht“*. Die Frage bleibt immer noch: „Für wie lange?“
Na, so lange der Rubel rollt selbstverständlich!“
Keiner der Teilnehmer macht es freiwillig. Genauso wenig, wie wir freiwillig zum Arzt gehen. Es ist die Krankheit die unsere peinvolle Motivation ist. Alle Teilnehmer, die an einer solchen Abnehm-Show teilnehmen, sind verzweifelt und werden jede Schmach über sich ergehen, nur um endlich von ihrem Fett befreit zu sein. Der Leidensdruck ist so stark, daß sogar halbnackte Bilder, die um die Welt gehen, akzeptiert werden. Hier wird viel Geld mit der Verzweiflung gemacht. Diäten funktionieren immer, denn man kann sehr viel Profit daraus schlagen und die Kunden kommen immer wieder zurück. Das ist so sicher wie der Tod.

Ungestillter Hunger demütigt und macht aus uns Neaderthalern

Der Hunger machte aus den Männern im Experten ganz andere Menschen.

Einer der Teilnehmer, Lester Glick, schrieb in seinem Tagebuch: „Ich fange an, mich von anderen Subjekten isolieren zu wollen, die die bizarrsten Verhaltensweisen entwickeln … Und das Experiment ist noch nicht einmal auf halbem Weg!“

In meinen Ernährungsberatungen, die ich über 10 Jahre lang gab, sagte einmal ein Mann, der mit seiner Frau zu mir kam, Folgendes (seine Frau war zu dem Zeitpunkt auf der Toilette): „Bitte, setzen Sie meine Frau nicht auf eine Diät. 
Mir ist es egal wie Sie aussieht oder wie viel sie wiegt. Aber wenn Sie eine Diät macht, dann wird sie unausstehlich! Und ich möchte eine liebe Frau haben und nicht die, die bei jedem Reiz in die Luft geht oder nonstop, wegen nichts, heult!“

Das Erste, was man bei einer Abmagerungskur verliert, ist die gute Laune.“
(Gert Fröbe; 1913-1988, deutscher Schauspieler)*

Durch den Hungerschmerz verfielen die moralischen Werte. Zwei der 36 Männer brachen die 24-wöchige Tortur ab. Zwei wurden kriminell, indem sie Essen stahlen oder heimlich aus dem Müll klauten, und wurden deshalb ausgeschlossen.

Die Gedanke der Männer sind immer auf Essen ausgerichtet, sie begannen Kochbücher zu lesen. Sie versuchten, heimlich zu essen und stahlen sich sogar gegenseitig die karg zugeteilten Lebensmittel. Ein Mann kaute bis zu 40 Päckchen Kaugummi pro Tag, so daß sein Mund entzündet und wund war. Ein anderer schnitt sich beim Holz hacken zwei Finger mit einer Axt ab, mit der Absicht ins Krankenhaus zu kommen. Dort erhoffter er sich eine extra Essensration. Einige gewöhnten sich sogar extra das Rauchen an! Andere begannen obsessiv an den Nägeln zu kauen.

Darüber hinaus litten die Männer unter enormen Stimmungsschwankungen. Mal waren sie in der Hochstimmung, um dann wieder in einer depressiven Phase zu enden. Sie wurden reizbar und aggressiv. Die Männer, die niemanden im Krieg töten wollten erlitten nun Wutausbrüche.

Die 36 jungen Männer waren dabei alles andere als unbewusst oder durch Emotionen hin und her geworfen, als sie das Experiment starteten. Sie waren standhaft, mutig und sich dessen bewusst, was sie wollen und was sie nicht wollen. Auch wenn es bedeutete vor das Kriegsgericht gestellt zu werden und von der Gesellschaft als Feigling abgestempelt zu werden, weil Sie für ihr Vaterland nicht in den Krieg ziehen wollten, verwehrten sie den Kriegsdienst. Dafür stellten sie sich für das Experiment zur Verfügung. Sie wiesen demnach ein hohes ethisches Bewusstsein auf. Es waren Kriegsdienstverweigerer! Doch zugleich wollten Sie vor dem Leid nicht die Augen verschließen. Einer der 26-jährige Männer namens Marshall Sutton gab als Grund, für die Teilnahme an dem Hunger-Experiment, an: „Ich wollte mich mit dem Leid in der damaligen Welt identifizieren, Ich wollte etwas für die Gesellschaft tun. Ich wollte mich selbst in eine kleine Gefahr bringen.“

Doch später berichtete einer der Teilnehmer, Bob Willoughby: „Wir waren introvertierter und mehr besorgt über unsere eigenen Probleme. Wir machten uns keine Gedanken mehr über die Probleme der Welt. Wir machten uns keine Gedanken mehr, wie wir anderen helfen können. Unsere Gedanken wurden vom Essen dominiert.“

Einer der Männer im Minnesota- Experiment. Bildlink

Ungestillter Hunger macht uns ungerecht!

„So fand man zum Beispiel heraus, dass Richter am Tagesanfang oder nach einer Essenspause, eine Strafe eher zur Bewährung aussetzten als unmittelbar vor einer solchen Pause. Wenn Richter hungrig sind urteilen sie strenger.“, schreiben die 3 Autoren in Ihrem Buch: „Noise – Was unsere Entscheidungen verzerrt und wie sie verbessern können“: Daniel Kahnemann, Oliver Sibony oraz Cass R. Sunstein.*

Ungestillter Hunger macht dumm!

Die Männer konnten sich nicht mehr gut konzentrieren und die Lerninhalte behalten. Sie haben sich, im Rahmen des Experimentes, zu 25 Stunden Schulungen verpflichtet. Doch die Teilnahme war frustrierend und anstrengend, denn das Urteilsvermögen und Verständnis waren stark eingeschränkt. Kein Wunder, wenn die gesamte Gedankenenergie auf das Essen gerichtet ist und der Körper versucht den Gedankenfokus auf das zu zentrieren was das nackte Überleben sichert.

Ungestillter Hunger macht frigide!

Ein junger Mann von Mitte 20 ist eigentlich ständig dabei an Sex zu denken. Doch wenn der Körper registriert, dass keine Energie für Fortpflanzung übrig ist, dass er in einer lebensfeindlichen Umgebung ist, in der es anscheinend nicht einmal genug für Einen zu essen gibt, ergibt es keinen Sinn sich fortzupflanzen. Auch wenn einem die Frau quasi auf dem Schoß sitzt. 

Ich habe in den vergangenen Jahren als Dozentin im Gesundheitswesen zig Fitness-Coaches und Ernährungsberater unterrichtet. Nicht selten kamen die, die wie Bodybuilder aussehenden Männer, heimlich zu mir und baten um Rat, da sie sexuelle Probleme, Schlafstörungen, Ausdünnen der Haare, Verdauungsprobleme und diffuse Gliederschmerzen hatten. 

Wenn man einen Körperfettanteil von unter 9% anstrebt, um definiert zu sein und dafür hungert, ist das der Preis. All diese Beschwerden wurden ebenso bei den Probanden des Hunger-Experimentes angegeben.

Das sexuelle Interesse der Männer im Experiment ließ enorm ab und sogar die Hodengröße nahm ab! Ein Mann beschrieb es Folgendermaßen: „Ich bin einer von 3 oder 4, die weiterhin mit Mädchen ausgingen. Ich habe mich in der Kontrollperiode in ein Mädchen verliebt aber dann traf ich mich nur gelegentlich mit ihr. Es kostete mich zu viel Kraft sie zu sehen, selbst wenn sie mich nur im Labor besuchte. (Die Männer wurden angehalten 22 Std. die Woche im Labor zu arbeiten.) Es war sogar anstrengend Ihre Hand zu halten. Wenn wir uns einen Kinofilm ansahen, ist der interessanteste Teil davon der gewesen, in dem die Menschen aßen.„

Ungestillter Hunger zerstört die Figur, weil er die Muskeln auffrisst!

Auch die körperliche Erscheinung wurde unförmiger, da sich die Körperzusammensetzung veränderte. Auch wenn die Aufbauphase nach den 12 Wochen FDH-Diät ebenfalls 12 Wochen betrug und die Steigerung der Kalorienaufnahme nur Schrittweise erfolgte. Die Männer berichteten, dass ihr Körper in der Aufbauphase an Gewicht gewonnen hat aber der Körper nun viel weicher und schlabberiger wurde. Insbesondere am Bauch und Po. Die Muskulatur, die durch den Hunger weggefressen wurde, wurde nun durch Fettmasse ersetzt.

Bildlink Die Teilnehmer mussten Sport machen.*

Auch wenn die Männer während des Hungerns täglich Kilometerlang auf einem Laufband laufen mussten! Es half nichts gegen den Muskelabbau!

Hier Bilder von vorher und nachher, der Teilnehmer des Hunger-Experimentes.*

Nehmen wir an jemand macht eine strenge Diät! Der Körper frisst in erster Linie seine Muskeln auf und dann erst geht er an die Fettreserven. Das Wissen haben wir inzwischen. Doch anhand dieser Bilder sehen wir auch wie ein Übergewichtiger, unter der noch vorhandenen Fettschicht, nach der Hungerperiode aussieht. Ausgemergelt! 1/5 seines Herzmuskels weniger und die Skelettmuskulatur abgebaut. Die Skelettmuskulatur wiederum sorgt dafür, daß wir die Körpertemperatur auf 37 Grad konstant erhalten. Die Muskeln sind wie eine Heizung, die dann anspringt, wenn wir uns bewegen. Doch je weniger Muskeln, desto weniger Heizleistung. Konsequenz: Der Diät geplagte friert unentwegt. 
Bekannt? 

Hier die Bilder der Männer nachdem sie 12 Wochen Aufbauperiode mit steigernder Kalorienaufnahme durchliefen. Sie wurden „Skinny fat“, wie es inzwischen heißt.*

Das Gleiche erfahren wir nach einer strikten Diät auch. Wir nehmen in kürzester Zeit zu. Doch die Figur wird von Mal zu Mal unförmiger.

Der Grundumsatz, demnach der Kalorienverbrauch in Ruhe, sinkt drastisch und dauerhaft! 

Auch der spiegel.de berichtet über die Teilnehmer der US-Reality-Show „The Biggest Loser“ über die gleichen Erkenntnisse. „30 Wochen später war der Grundumsatz bei allen deutlich gesunken und lag im Schnitt bei 2000 kcal pro Tag – die Spannbreite reichte von 1600 bis 2400 kcal pro Tag. (Anm. Isabell: Vor dem Hungern waren es 2000-3200 kcal/Tag) Sechs Jahre später hatte sich das kaum verändert, der Grundumsatz war im Schnitt sogar noch etwas weiter gesunken.“*

Und nicht nur das!

Ungestillter Hunger macht alt!

Die Alterung beschleunigte sich bei den Männer im Experiment nachweisbar. Vor allem möchte ich hier die Frauen, die das hier lesen, dazu aufrufen sich bewusst zu machen, dass Frauen nicht attraktiver werden, je mehr Falten sie bekommen. Wir sind nicht wie die Männer wie Clint Eastwood, hier 65 Jahre und sexy im Film „Die Brücke am Fluss“*, die attraktiver werden, wenn sie altern.

Bereits in den 50er Jahren wurden also die Auswirkungen von Reduktionsdiäten, bzw. einer niedrigkalorischen Ernährung und deren Auswirkungen auf Körper und Psyche untersucht. Schon damals wurde erklärt, dass Diäten das natürliche Verhältnis zum Essen und zum Körper krankhaft verändern.

Alle Veränderungen im Verhalten, Wahrnehmen und Interpretieren der Essensreize, die beobachtet wurden, gelten heute als „allgemeingültige Anpassungsreaktionen des Körpers auf Hungern“. Auch die körperliche Veränderungen, die während der Hunger-, und Rehabilitationsphase des Experiments stattfanden zählen zu diesen Anpassungsreaktionen

Das heißt also, dass der Heißhunger (Hirnjuckreiz! Wie ich ihn zu nennen pflege) gefolgt von unkontrollierbaren Fressattacken und abgerundet durch Scham und Schuld (Schuldgefühle), lediglich ein natürlicher Mechanismus ist, der das Überleben des Menschen sichert. Das heißt, sie haben nichts mit Disziplinlosigkeit oder Willensschwäche zu tun!

Noch heute dienen die Beobachtungen aus dem Minnesota Hunger Experiment als Grundlage der Erforschung und Behandlung von Essstörungen, wie

1. Ess-Brech-Sucht (Bulimia nervosa / Bulimia athletica),
2. Magersucht (Anorexia nervosa) oder
3. Fressattacken (Binge-Eating-Disorder)
 
Das liegt daran, dass man offiziell aus ethischen Gründen ein Experiment in dieser Form nicht wiederholt. Doch wie man sieht, starren uns aus allen Zeitschriften und Reklamen der gängigen Zeitschriften immer noch die Diäten an, die genau die gleiche Kalorienration über Wochen, als eine Lösung bei Übergewicht anpreisen. Die Experimente gehen weiter, nur daß die Probanden nicht aufgeklärt werden, daß sie die Versuchsratten sind.

Mit 25 Jahren erst begriff ich erst durch die Lektüre des Buches von Doris Wolf „Abnehmen und dabei genießen“*, was ich besser machen kann, ohne mich mit Essen oder Rauchen zu betäuben oder abzulenken. Impulskontrolle ist eigentlich etwas was wir bereits in der frühen Kindheit erfahren haben. Stichwort: Erziehung. So musste ich den Gefühlen auf den Grund gehen und mein Essverhalten völlig neu erlernen. Um die Essattacken verstehen zu können beobachtete ich in Folge voller Neugierde und lernte mich selbst so kennen wie einen neuen Menschen, den ich zuvor noch nie zuvor gesehen habe. 

Das alles war jedoch so genussvoll, im Vergleich zu all dem, was ich zuvor durchgemacht habe, dass ich eben wütend wurde. Wütend auf diejenigen, die mir Diäten als Lösung teuer verkauft hatten. Heute weiß ich, daß diese Menschen es selbst nich besser wissen. Nicht ohne Grund sind die Ernährungswissenschaftler die frustriertesten Experten der Welt.

Diese Wut trieb mich an! Sie gab mir die Kraft damals, als es noch keine Online-Seminare gab, einen solchen aus dem Nichts heraus zu stampfen. Es gab mir viele Jahre lang die Kraft mein Wissen unter die Leute zu streuen. Mit der Zeit erkannte ich erst, dass mein bequemes und unreflektiertes Denken, einen Teil dazu beitrug, dass meine Diätkarriere überhaupt beginnen konnte und dann überkam mich Schuld und Scham.

Es sind so viele peinliche und erschreckende Selbstexperimente, die ich auf dem Weg zur Schlankheit durchgeführt habe, gewesen.

Denn niemand hat mich dazu gezwungen den überteuerten „Puh-Erh-Tee“, der als das Schlankheitswunder angepriesen wurde, zu kaufen. Da war ich 17 oder 18 Jahre jung und lief, wie ein angestochenes Schwein, in den kleinstädtischen Teeladen, um dessen ganzen Vorräte diesen Tees aufzukaufen! Ich war zu spät. Andere waren schneller als ich.

Auch hat mir niemand aufgetragen tagelang mit einem Blähbauch und einer Stinkewolke durch die Gegend zu schleichen, weil ich mir mit der „Kohlsuppen-Diät“, und später mit dem Fettblocker „Ornistat“, die Verdauung verhunzte. Übrigens lief mir das Fett aus dem Allerwertesten aus, so dass ich eine eigentlich eine Windel gebraucht hätte. Der Schließmuskel konnte das Fett nicht zurück halten.

Zu erkennen, dass ich auf mich selbst aufpassen muss und dass ich kein Recht habe, die Verantwortung für meine eigenen Handlungen anderen zu übertragen, ist ein Ausweg aus der Illusion der Hilflosigkeit. Aber wie bin ich mit Scham und Schuld umgegangen? Durch die folgenden weisen Worte aus dem ersten gedruckten Buch unserer Zeit:

(33) Und als sie kamen an die Stätte, die da heißt Schädelstätte, kreuzigten sie ihn daselbst und die Übeltäter mit ihm, einen zur Rechten und einen zur Linken. (34) Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun! …“

(Bibel; Lukas 23)

Also sage ich heute voller Inbrunst: „Herr, vergib mir, denn ich wusste nicht was ich mir antat. Ich musste erst lernen richtig zu denken, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Amen“

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